Ostern als Lebensexplosionsfest

Ostern als Lebensexplosionsfest

Ostern als Lebensexplosionsfest

# Kirchenjahr/ Kirchenwissen

Ostern als Lebensexplosionsfest

Lebensexplosion

Liebe Leserin, lieber Leser,

endlich kündigt er sich an, der Frühling! Wenn ich ganz genau hinschaue, sehe ich schon ein wenig helles Grün zwischen all dem Grau und Braun. Es wird aber auch Zeit! Der Winter war lang genug, finde ich. So langsam werden die Balkone und Gärten auf die neue Jahreszeit vorbereitet. Die dicken Wintersachen werden weggepackt und die ersten warmen Sonnenstrahlen mit Wonne getankt. Ich freue mich darauf, wenn schließlich alles in der Natur zu neuem Leben erwacht. Wenn es um mich blüht, brütet und brummt. Es ist, als würde dann auch ich mit neuer Lebensenergie betankt.

Ostern als Lebensexplosionsfest

Mitten in diese neue Lebensexplosion fällt das Osterfest. Und einen besseren Ort dafür könnte ich mir auch nicht vorstellen. Denn es ist das ultimative Lebensexplosionsfest. Die Woche vor dem Fest ist eine besondere Zeit bei uns. Wir nennen sie „Stille Woche“. In diesen Tagen gehen wir innerlich die letzte Lebenswoche von Jesus mit. Wie er Palmsonntag nach Jerusalem kommt, wie er Gründonnerstag sein letztes Abendessen mit seinen Freunden feiert, wie er schließlich verraten, verurteilt und gefoltert wird und am Kreuz stirbt. Karfreitag ist daher ein stiller, trauriger Tag. Der einzige, an dem schwarze Tücher am Altar hängen, bei manchen schweigen auch die Glocken. Doch dann folgt der Ostermorgen. Und die freudige Kernbotschaft aller Christen: Jesus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden. Jesus hat den Tod besiegt! Er lebt!

Das Leben siegt über den Tod

Oft wünschte ich mir, die Freude und Freiheit, die diese Botschaft begründet, würde heute noch viel stärker das Bild der Gesellschaft von uns Christen prägen. Kirche sollte nicht humorlos und einengend sein, sondern frohmachend und befreiend, weil ihr die gute Nachricht aus allen Poren dringt: Jesus ist auferstanden! Das ist doch keine Trauerbotschaft. Das heißt, dass am Ende das Leben über den Tod siegen wird, auch für uns! Dass auch wir einmal auferstehen werden. 

Mein Grabstein wird so zum Doppelpunkt. Und es wirkt sich auch für unser Leben im Hier und Jetzt aus. Auf einem Graffiti habe ich mal gelesen: „You are never too dead for resurrection.“ (Du bist niemals zu tot für die Auferstehung). Wie treffend. Es gibt keine Lebenssackgasse, aus der es dank Jesus keinen Ausweg geben kann. Er sieht für uns immer eine Perspektive und einen guten Neuanfang. 

Ich bin da! 

Der auferstandene Jesus gibt seinen Freunden ein letztes Wort mit auf den Weg, kurz bevor er in Gottes Dimension zurückkehrt. „Hört zu“, sagt er, „ich bin bei euch jeden Tag bis zum Ende der Welt.“ 

Wie schlicht und doch ungemein tröstlich und wichtig diese Abschiedsworte von ihm sind, daran bin ich kürzlich beim Babysitten erinnert worden. Einen Tag und eine Nacht lang war das meine Hauptaufgabe: da zu sein. Beim Weg in den dunklen Keller: da sein. Beim Einschlafen: da sein. Beim Nachts-Hochschrecken zu sagen: „Es ist alles gut. Ich bin da.“ Als Erwachsene, die Sicherheit gibt, die beschützt, die liebt. Als ich so herumlag und „da war“, wurde ich daran erinnert, dass der Name Gottes in der Bibel auch nichts anderes bedeutet: JHWH heißt „Ich bin da.“ Und dass ich das auch als Erwachsene noch brauche: jemanden, der bei mir ist jeden Tag und mir Sicherheit gibt, mich beschützt, mich liebt. Und dass es dank Ostern möglich ist, den Auferstandenen noch heute an meiner Seite zu haben, den „Ich bin da.“ 

Ihre Pfarrerin Ramona Rohnstock

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