02/07/2024 0 Kommentare
Woche 2: Vergebung (Passionszeit praktisch nachspüren)
Woche 2: Vergebung (Passionszeit praktisch nachspüren)
# Passionsaktion
Woche 2: Vergebung (Passionszeit praktisch nachspüren)
Impuls für die zweite Woche (24.2. - 3.3.)
Vergebung
"Wir wurden nicht geschaffen, um in Leid und Isolation zu leben. Wir wurden geschaffen um in Liebe und gegenseitiger Verbundenheit zu leben. Wenn in dieser Verbundenheit ein Bruch auftritt, brauchen wir eine Methode um ihn zu reparieren." - Desmond Tutu
„Zu vergeben bedeutet, einen Gefangenen freizulassen und zu erkennen, dass dieser Gefangene du selbst warst.“ - Lewis Smedes
Das letzte Abendmahl (Matthäus 26, 20-33)
Als letztes Abendmahl Jesu, wird das Abendessen bezeichnet, das Jesus mit seinen zwölf Jüngern zur Zeit des Pessachfestes feierte. Es ist der Abend vor seiner Hinrichtung am Kreuz in Jerusalem. Im Gespräch gibt Jesus diesem gemeinsamen Essen einen neuen Sinn.
Er kündigt seine Passion, Kreuzestod und Auferstehung an, während er das Brot bricht und den Wein herumreicht mit den Worten: „Nehmt, esst; das ist mein Leib.“ Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: „Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.“ (Matt 26, 26-28)
Mit der Hingabe seines Lebens stiftet Jesus einen Neuen Bund zwischen Gott und den Menschen. Das war notwendig, weil die Menschen ihrem Bund mit Gott immer wieder untreu wurden. Sie lebten als ob es Gott nicht gäbe und/oder (be)achteten seine Weisungen für ein gutes Leben nicht. Jesus tritt - damals wie heute - in diese gestörte Beziehung, nimmt Schuld und destruktive Konsequenzen auf sich und eröffnet so einen Weg für Vergebung und Versöhnung zwischen Gott und den Menschen.
Das Abendmahl wird auch als Versöhnungssakrament bezeichnet. Der Versöhnung geht die Vergebung voraus.
Wenn Christinnen und Christen heute das Abendmahl feiern, gedenken sie dieser Tat von Jesus und feiern, dass Jesus Christus auferstanden und bei ihnen ist. Sein Angebot für Vergebung und Neuanfang steht.
Es geht um ein Eintreten in die lebendige Gemeinschaft mit Gott.
Viele Christinnen und Christen erleben durch das Abendmahl Stärkung für ihren Lebens- und Glaubensweg. Zudem stiftet es auch immer wieder versöhnende Gemeinschaft unter den Gläubigen.
Bibeltexte zum Thema:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. (Lukas 6, 36+37)
Wenn wir behaupten, ohne Sünde zu sein, betrügen wir uns selbst und verschließen uns der Wahrheit. Doch wenn wir unsere Sünden bekennen, erweist Gott sich als treu und gerecht: Er vergibt uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben. (1 Johannes 1,8-10)
Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte: »Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er immer wieder gegen mich sündigt? Siebenmal?« – »Nein«, gab Jesus ihm zur Antwort, »nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!« (Matthäus 18,21–22)
Worte zum Nachdenken:
Haus des Friedens
Wo Menschen sich begegnen
ehrlich miteinander umgehn
Gegensätze sich versöhnen
und zueinander stehn
wo Splitter und Balken sich finden
die Wahrheit ihren Platz einnimmt
Feinde Wunden sich verbinden
und die Liebe Raum gewinnt
Dort wächst ein Haus des Friedens
dort wächst ein weiter Raum
wo Menschen Heimat finden
dort wächst ein Lebensbaum
Wo Menschen sich zuhören
ihre Schwächen eingestehn
statt über andre sich zu empören
ihre eigne Armut sehn
wo Lasten getragen werden
die einer dem andern abnimmt
die Vergleiche aufhören
weil die Liebe alles durchdringt
Wo Menschen sich mitteilen
einer dem andern das Brot bricht
sich durch Schweres hindurch begleiten
auch wenn der Schein zerbricht
wo keine Urteile fallen
wenn einer ganz tief fällt
niemand Böses verrechnet
weil die Liebe nichts behält
Wo einer für den andern
zum Christus wird
und ihm in seiner Schwäche
begegnet und ihn trägt
wo keiner sich mehr überhebt
weil jeder darum weiß
dass Gemeinde Ort der Sünder ist
deren Mitte Christus heißt.
Friedrich Gutscher, Liedtext aus seiner CD „Sichtwechsel-Lebensmelodie“
Übung:
Vergebung ist nicht einfach. Vergebung heißt nicht „die Tat des Verletzers“ gut zu heißen. Vergebung ist nicht der Verzicht auf Gerechtigkeit (nur darauf Richter zu sein).
Mache dir aber bewusst, dass Vergebung eine innere Entscheidung ist. Vergebung ist kein Gefühl, du kannst wütend und/oder verletzt sein und dich trotzdem entscheiden, zu vergeben.
- Versuche es mit loslassen: Vergebung bedeutet, dass du aufhörst, jemanden etwas hinterher, bzw. nachzutragen. Etwas nachzutragen ist für dich eine Last. Probiere mal eine symbolische Handlung: Nimm dir einen schweren Stein, trage Ihn eine Stecke und spüre sein Gewicht. Wenn du bereit bist loszulassen, lege ihn zusammen mit der Last der Vergangenheit ab.
- Versuche mal aufzuschreiben: Hilfreich kann es sein eine Liste zu erstellen über die Form und Inhalte von Verletzungen/Kränkungen. Vergebung ist meistens ein Prozess, der durchlaufen werden muss und dauern darf. Indem du jeden Punkt aufschreibst, würdigst du ihn. Was klar formuliert ist, ist manchmal schon halb gelöst. Wenn du ihn vergeben hast, kannst du den Punkt durchstreichen.
- Versuche mal mit jemandem über Vergebung, bzw. negative Gefühle zu sprechen
Es ist in der Regel notwendig und sehr heilend, sich den eigenen Gefühlen beim Thema Vergebung zu stellen: Der Zorn muss verarbeitet, die Angst will verstanden werden und die Trauer braucht Zeit. Manchmal hilft auf dem Weg ein Gespräch. Eine vertraute Person, oder auch professionelle Gesprächsangebote von Beratungsstellen/ oder Seelsorge können helfen.
- Versuche mal Perspektivwechsel: Verantwortung für deinen eigenen Anteil übernehmen.
Manchmal brauchen wir auch Vergebung. Überlege, was evtl. dein eigener Anteil an einem Konflikt war. Wie hast du dazu beigetragen, dass dies passieren konnte? Dazu kann es hilfreich sein sich in die Lage des Anderen zu versetzen und so herauszufinden, was dazu geführt hat, dass er/sie sich so verhalten hat. Eine Entschuldigung kann dann sehr entlastend sein und Frieden stiften.
(Wenn es um Gewalt, Missbrauch oder Ähnliches geht, ist diese Überlegung nicht angebracht! Die Schuld liegt dann allein bei dem/die Täter.)
Auf dem Weg der Vergebung empfehlen wir sich immer wieder an Gott zu wenden. Bitte ihn im Gebet um Erbarmen und Hilfe bei der oft so schweren inneren Arbeit sich selbst und anderen vergeben zu können.
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