Woche 6: Barmherzigkeit (Passionszeit praktisch nachspüren)

Woche 6: Barmherzigkeit (Passionszeit praktisch nachspüren)

Woche 6: Barmherzigkeit (Passionszeit praktisch nachspüren)

# Passionsaktion

Woche 6: Barmherzigkeit (Passionszeit praktisch nachspüren)

Impuls für die sechste Woche (25.3. - 31.3.).

Barmherzigkeit.

Gottes Barmherzigkeit bezeichnet seine unerschöpfliche, helfende Liebe, die er der Welt und den Menschen entgegenbringt. Beim Menschen hingegen eine Haltung, Gefühl und Handlung, die über ein Gefühl des passiven Mitleids hinaus geht.

Im hebräisch bezieht sich der Ausdruck für Barmherzigkeit auf die Eingeweide, d. h., dass das Innerste im Menschen berührt wird. Käthe Hamburger findet, dass Barmherzigkeit im Handeln konkret wird und definiert sie als tätige Nächstenliebe.

Sie steht entgegen einer Gefühlslosigkeit von Menschen, auf die fremdes Unglück keinen Eindruck macht, ebenso einer Hartherzigkeit, die rücksichtslos auf das eigene Recht besteht und Rachsucht, die schonungslos straft.  


Simon von Kyrene  

Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an. Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, den Vater des Alexander und des Rufus, dass er ihm das Kreuz trage. Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte. (Markus 15,20-22)  

In den Evangelien ist Simon von Kyrene jeweils nur mit einem Satz erwähnt und wirkt zunächst wie eine Randfigur. Es ist nicht bekannt, ob er ein Anhänger von Jesus war. Später waren seine Söhne unter den Gläubigen bekannt (Markus 15,21; Römer 16,13), was vermuten lässt, dass Simon mindestens später zum Anhänger Jesus wurde.

Es war damals nicht unüblich, dass Römer jemanden zwangen Dienste für sie zu verrichten und eine Weigerung war nicht möglich.

Simon von Kyrene gerät scheinbar zufällig in eine zutiefst menschliche Situation: Jemandem zu helfen, der an seine Grenzen kommt und nicht mehr kann. Hilfe heißt hier, des Anderen Last für und mit ihm zu tragen.

Karfreitag ist der Tag, des stellvertretenden Tragens. Christen denken mit dem Blick auf Jesus am Kreuz an Sterben und Tod. Sie wissen, dass Gott Leid nicht fremd ist, Menschen ihm nicht egal sind. Das „Jesus die Sünden der Welt trägt“, ist eine sperrige Formulierung. Es weist darauf hin, dass Jesus hier stellvertretend eine Last trägt unter dem Menschen und Beziehungen zerbrechen.

Simon von Kyrene erlebt beim tragen des Kreuzes, welche Bürde man Jesus nach der Folterung zusätzlich auferlegt hat. Den Menschen, die nur zuschauten blieb diese Empfindung abstrakt.

Auch für uns sollte diese Situation keine lediglich historische Betrachtung oder eine abstrakte Erinnerung sein oder bleiben. In der Hilfe für den Nächsten kann sich die Barmherzigkeit Gottes und Nachfolge Jesu ausdrücken und es wird vielleicht möglich, wie bei Simon von Kyrene, Gottes Gegenwart in der Begegnung mit dem Anderen zu erfahren.  



Bibeltexte:  

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. (Jesaja 53,4)

Seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist“ (Lukas 6, 36)

Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6,2)

 


Worte zum Nachdenken:  

Was wir in der Kirche brauchen? Die Fähigkeit, „schmutzige Hand anzufassen und [demjenigen, der in Not ist,] in die Augen zu schauen. Und zu denken: Für mich bist du Jesus. … Wenn du aber denkst, ich gehe raus und erkläre diesen Dummköpfen, was Religion ist, dann ist es besser, du bleibst zu Hause und betest den Rosenkranz!” (Papst Franziskus, Ansprache vor Jugendlichen in Genua am 27.5.2017.). 

 

Ein Gebet, dass dem heiligen Franz von Assisi (1182–1226) zugeschrieben wird:

„Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.“

 


Übungen:  

Gibt es eine Last, die du gerne mit jemandem anderen teilen möchtest? Versuche diese aufzuschreiben und/oder greife zum Telefon und verabrede dich für einen Austausch darüber, z.B bei einem Spaziergang.  

Um etwas für jemanden tragen zu können, musst du zuerst hinsehen. Vielleicht nimmst du die Frage in die nächste Woche mit: Wer hat schwer zu tragen?  

Hinweis: Auch wenn zupacken und anpacken bei Problemen wichtig ist, Hilfe sollte nicht „übergriffig“ sein. Am Anfang steht deshalb oft die freundliche Frage ob wir helfen dürfen. Auch ist es manchmal nicht eindeutig, was genau zu tun ist. Menschen in Not wissen am besten, was sie brauchen.  

Wenn du spürst, dass die Not anderer für dich eine Last ist und du nicht persönlich helfen kannst, bete. Drücke Schmerz und Sorgen aus und bitte Gott darum, dass er jemand wie Simon von Kyrene schickt, der Beistand leistet und hilft die Last mit zu tragen. Vielleicht nimmst du einen kleinen Stein als Erinnerung in die Hosentasche und immer, wenn er dir in die Hand kommt, hältst du einen Moment inne zum Gebet.

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